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Soli aktuell 9-10/2023

Dran denken!

Verkürzung der Arbeitszeit, Bildungsprotesttag und Welttag für menschenwürdige Arbeit.

© DGB-Jugend
Kein Hundeleben: Wenn schon Transformation, dann her mit dem besseren Leben!

Aus fünf mach vier
Auch eine Transformation: Arbeitsdeutschland diskutiert über die Verkürzung der Arbeitszeit.

Die Vier-Tage-Woche? Ja, bitte! Aber nur bei vollem Lohn- und Personalausgleich! Die DGB-Jugend setzt sich für eine breite gesellschaftliche Debatte über die Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden pro Woche ein. Denn die sozial-ökologische Transformation wird zu einer der größten Herausforderungen unserer Gesellschaft – und die Arbeitszeitverkürzung kann dabei ein Baustein sein, diesen Umbau sozial gerecht zu gestalten.

Die Diskussion darüber wird derzeit recht heftig zwischen den Akteuren des Arbeitsmarktes und der Politik geführt. Mit dem Vorschlag, die Arbeitszeit zu reduzieren, hatte sich die IG Metall Anfang April zu Wort gemeldet. Wenn im November die Tarifrunde in der nordwestdeutschen Stahlindustrie startet, wird die Möglichkeit der Arbeitszeitverkürzung im Vorfeld in der Tarifkommission diskutiert worden sein.

Dabei geht es u.a. um eine Reduzierung der derzeitigen Wochenarbeitszeit von 35 auf 32 Stunden. Zusätzlich zu einer verbesserten Gesundheit und Lebensqualität der Beschäftigten spielen dabei auch eine attraktivere Gestaltung der Branche sowie der Erhalt von Arbeitsplätzen eine Rolle. Da pustet naturgemäß der heftige Gegenwind aus Arbeitgeberverbänden und ihnen nahestehenden Politiker*innen.

Laut einer aktuellen Befragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-Böckler-Stiftung befürworten 81 Prozent der Vollzeitbeschäftigten eine Vier-Tage-Woche. Als Gründe dafür gelten neben weniger gesundheitlichen Problemen und einer geringeren Arbeitsbelastung vor allem mehr Zeit – für sich selbst, für Hobbies, Sport und Ehrenamt möchten 87 Prozent der Befragten – eine Vier-Tage-Woche könnte also auch zivilgesellschaftliches Engagement stärken. Und auch ein deutlicher Fingerzeig auf Schwierigkeiten mit einer zunehmenden Arbeitsverdichtung.

Weitere Infos: www.boeckler.de, "Vier-Tage-Woche"


Appell "Bildungswende jetzt!"
Und noch mal vier: DGB, GEW und 100 weitere Bündnisorganisationen stellen "Vier Forderungen für ein gerechtes und inklusives Bildungssystem" auf. Großer Bildungsprotesttag am 23. September 2023.

Rund 90 Bildungsorganisationen, Gewerkschaften sowie Eltern- und Schülervertretungen haben den Appell "Bildungswende JETZT!" unterzeichnet und veröffentlicht. Sie richten darin vier Forderungen an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Bundesregierung, die Regierungschef*innen der Länder sowie an Gremien wie die Kultusminister*innenkonferenz.

"Ein enormer und sich vergrößernder Mangel an Lehrer*innen und Erzieher*innen trifft auf ein veraltetes, unterfinanziertes und segregiertes Bildungssystem, das sozial ungerecht ist. Unsere Gesellschaft erlebt aktuell eine der schwersten Bildungskrisen seit Gründung der Bundesrepublik", heißt es in dem Appell. Die Unterzeichner*innen, darunter DGB und GEW, fordern:

  • ein Sondervermögen Bildung und eine ausreichende Finanzierung,
  • eine Ausbildungsoffensive für Lehrkräfte sowie Erzieher*innen,
  • eine zukunftsfähige und inklusive Schule sowie
  • einen echten Bildungsgipfel auf Augenhöhe.

Der dramatische Lehr- und Fachkräftemangel sowie die chronische Unterfinanzierung sind das Kardinalproblem an den Schulen. Ein System, das so auf Verschleiß fährt, kollabiert früher oder später. Philipp Dehne von der Bildungskampagne "Schule muss anders": "Jungen Menschen werden Zukunftschancen geklaut und Lebenswege verbaut. 50.000 Schüler*innen verlassen jährlich die Schule ohne Abschluss." Bundesweit fehlten Kitaplätze und Erzieher*innen, um eine ausreichende Versorgung und einen angemessenen Betreuungsschlüssel zu gewährleisten.

Protesttag
Der Bildungsappell dieses breiten Bündnisses aus bundesweiten und regionalen Bildungsorganisationen bildet den Auftakt für einen für den 23.September 2023 geplanten großen bundesweiten Bildungsprotesttag

Weitere Infos: https://t1p.de/t161g

7.Oktober: World Day for Decent Work
Am 7. Oktober 2023 ist der Welttag für menschenwürdige Arbeit. Seit 2008 haben sich Millionen von Menschen zusammen mit den Gewerkschaften an dieser globalen Mobilisierung beteiligt, um für menschenwürdige Arbeit einzutreten. Der Aktionstag fördert die Idee, dass der Mensch im Mittelpunkt einer neuen globalen Wirtschaft stehen sollte. Tischgespräche, Massendemonstrationen, Protestbriefe und sogar – warum nicht – Flashmob-Aktionen für die gute Arbeit sind ausdrücklich erwünscht!

Weitere Infos: www.wddw.org


(Aus der Soli aktuell 9-10/2023, Autorin: Soli aktuell)