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DGB-Jugend

Viel Stress und Zukunftsangst

Die DGB-Jugend veröffentlicht die Daten der Sonderauswertung Junge Beschäftigte des DGB-Index Gute Arbeit.

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Die Index-Befragung
Wie nehmen junge Menschen die Veränderungen in der Arbeitswelt wahr? Sind junge Menschen zufrieden mit den Arbeitsbedingungen in Deutschland? Diese und weitere Fragen beantwortet die nun bereits achte Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit im Auftrag der DGB-Jugend.

Die Daten dafür stammen aus dem DGB-Index Gute Arbeit aus den Jahren 2020 bis 2022. 23,6 Prozent der dort befragten Beschäftigten sind unter 35 Jahre alt. Der DGB-Index berichtet seit 2007 in einer bundesweiten Repräsentativumfrage über die Entwicklung der Arbeitsqualität aus Sicht der Beschäftigten.

Stressfaktoren
Wenn Arbeitgeber von der Modernisierung der Arbeitswelt sprechen, meinen sie meist Flexibilisierung. Für die Beschäftigten bedeutet sie aber Stress: Psychische Belastungen, fehlende Erholungszeiträume und eine Erhöhung des Anforderungsprofils in vielen Berufen sind die Folgen. 39 Prozent der jungen Beschäftigten leiden unter Mehrfachbelastungen bezüglich der Arbeitszeit: Schicht-, Wochenend- und Nachtarbeit kommen bei jungen Beschäftigten besonders häufig vor. Gleichzeitig nehmen sie auch die Entgrenzung der Arbeitszeit wahr: 28 Prozent der Befragten geben an, sehr häufig oder oft außerhalb der Arbeitszeit erreichbar sein zu müssen.

Erfolge der Gewerkschaften
Erfreulich ist, dass sich die Bewertung der Arbeitsqualität in den vergangenen Jahren insgesamt etwas verbessert hat. Dies ist auch auf die erfolgreiche Tarifpolitik der Gewerkschaften und Maßnahmen wie die Einführung des Mindestlohns zurückzuführen. Generell führt eine bessere Mitbestimmung in den Unternehmen auch zu einer besseren Bewertung der Arbeitsqualität. Das zeigt auch diese Sonderauswertung deutlich.

Lohnentwicklung
Dennoch bereitet vielen jungen Beschäftigten die Einkommenshöhe große Sorgen. Fast ein Drittel (32 Prozent) geben an, dass ihr Lohn "nicht" oder "gerade so" ausreicht. Die Folge: Viele junge Beschäftigte machen sich über ihre spätere Rentenhöhe Sorgen. Die DGB-Jugend fordert einen solidarischen Umbau der gesetzlichen Rentenversicherung (siehe Seite 1): hin zu einer Altersvorsorge, die allen Versicherten eine auskömmliche Rente im Alter sichert.

Blick in die Zukunft
Zukunftsängste von jungen Beschäftigten lassen sich auch auf ihre Beschäftigungsverhältnisse zurückführen. Auch weiterhin sind sie im Vergleich zu älteren Arbeitnehmer*innen besonders häufig von atypischer Beschäftigung betroffen – bei den unter 25-Jährigen sind sogar 29 Prozent in nichtregulären Arbeitsverhältnissen. Leider besteht auch hier weiterhin dringender Handlungsbedarf.

Fazit
"Es ist eine elementare Erfolgsbedingung für funktionierende Volkswirtschaften, junge Menschen qualitativ hochwertig aus- und weiterzubilden und möglichst lückenlos in den Arbeitsmarkt zu integrieren", sagt DGB-Jugend-Referent Philipp Siewert.


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DGB-Index Gute Arbeit – Junge Beschäftigte: Wichtige Ergebnisse

Arbeitsqualität
17 Prozent der jungen Beschäftigten bewerten die Arbeitsqualität als gut bis sehr gut. 13 Prozent schätzen ihre Arbeitsbedingungen als schlecht ein. Durchschnittlich wird ein Wert von 66 von 100 Punkten erreicht. Das entspricht einer Arbeitsqualität im oberen Mittelfeld. In Betrieben ohne Betriebs- oder Personalrat liegt der Anteil "schlechter Arbeit" deutlich höher (18/11 Prozent).

Besonders "schlechte" Arbeitsbedingungen gehen zurück. Der schlechteste Wert lag 2014 bei 24 Prozent, im Zeitraum 2020 bis 2022 liegt der Anteil bei nur noch 13 Prozent.

Entgrenzte Arbeitszeit
13 Prozent der jungen Beschäftigten sind außerhalb ihrer normalen Arbeitszeit unbezahlt für ihren Betrieb tätig. 28 Prozent gaben an, sehr häufig oder oft außerhalb der Arbeitszeit erreichbar sein zu müssen.

30 Prozent der jungen Vollzeitbeschäftigten arbeiten pro Woche tatsächlich mehr als 42 Stunden. 21 Prozent der Befragten arbeiten regelmäßig oder ständig im Schichtsystem.

Bei 39 Prozent gibt es Mehrfachbelastungen bezüglich der Arbeitszeit: Schicht-, Wochenend- und Nachtarbeit, ständige Erreichbarkeit oder langes bis überlanges Arbeiten.

Geld- und Zukunftssorgen
81 Prozent der jungen Beschäftigten, die sich sehr häufig oder oft Sorgen um einen Arbeitsplatzverlust machen, sagen, dies belaste sie "stark" oder "eher stark".

In Betrieben mit Betriebs- oder Personalrat verdienen junge Beschäftigte mehr als in solchen ohne gewählte Vertretung. (2.960 Euro gegenüber 2.450 Euro). Aber: 32 Prozent der jungen Beschäftigen geben an, dass ihr Einkommen nicht oder gerade so ausreicht. 41 Prozent halten ihr Einkommen für nicht oder nur in geringem Maße für angemessen. Der Faktor "Angemessenes Einkommen" belastet 27 Prozent "stark" oder "sehr stark".

Einkommen und Rente werden mit 53,6 von 100 Punkten bewertet. Sage und schreibe 78 Prozent der jungen Beschäftigen glauben, dass ihre Rente im Alter nicht oder gerade so ausreichen wird. Und: Nur 42 Prozent meinen, dass sie die derzeitigen Anforderungen ihrer Arbeit nicht ohne Einschränkungen bis zum Renteneintritt erfüllen können.


(Aus der Soli aktuell 12/2023, Autorin: Soli aktuell)

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