Deutscher Gewerkschaftsbund

ver.di-Report Handel: Ausbildung ohne nötige Qualität

Titel ver.di Ausbildungsreport 2014

© ver.di/DGB-Jugend

Jugend im Handel: Auszubildende beklagen Gesetzesverstöße und Mängel im Betrieb. Der Ausbildungsreport 2014 der ver.di Jugend.


Alarmsignal für Ausbildungsqualität
Der Handel ist die größte Ausbildungsbranche des Dienstleistungssektors. Doch junge Erwachsene, die dort eine Berufsausbildung beginnen, beschweren sich über Mängel und Gesetzesverstöße in der praktischen Ausbildung. Das zeigt der Ausbildungsreport 2014 für den Handel, für den bundesweit knapp 4.000 Auszubildende befragt wurden und den die ver.di Jugend zum zweiten Mal vorlegt.

Danach fehlt bei rund 30 Prozent der Befragten ein betrieblicher Ausbildungsplan oder überhaupt ein fachlich kompetente Ausbilder im Betrieb. Beides ist jedoch gesetzlich vorgeschrieben und auch Voraussetzung für ein Mindestmaß an Ausbildungsqualität.

"Inakzeptabel ist außerdem, dass knapp 13 Prozent aller Befragten häufig oder immer für ausbildungsfremde Tätigkeiten eingesetzt werden", kritisiert ver.di. Daneben beklagen knapp 43 Prozent der Befragten, dass sie Tätigkeiten wie das Pflegen des Berichtsheftes, das gesetzlich geregelt zur Ausbildung gehört, nicht während der Arbeitszeit erledigen dürfen.

Rund ein Drittel der Auszubildenden muss zudem regelmäßig Überstunden leisten, obwohl dies nur im absoluten Ausnahmefall vorkommen darf. Regelmäßige Überstunden, aber auch der Einsatz für ausbildungsfremde Tätigkeiten sind oft ein Zeichen dafür, dass Auszubildende ausgebeutet und dafür benutzt werden, Personalmangel auszugleichen.


Der Handel muss handeln

"Die vorliegenden Ergebnisse sind ein Alarmsignal. Die Gesetzesverstöße sind absolut inakzeptabel und werfen ein schlechtes Licht auf die Ausbildungsbranche Handel. Es ist dringender denn je geboten, im Handel für gute Arbeits- und Ausbildungsbedingungen zu sorgen. Das geht am besten mit Tarifverträgen", sagt die ver.di-Jugendsekretärin im Handel, Franziska Foullong.

Foullong kritisiert auch, dass mehr als zwei Drittel der jungen Erwachsenen zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht wussten, ob sie im Anschluss an die Ausbildung in den Betrieb übernommen werden. "Der Handel muss dringend umdenken. Angesichts des drohenden Fachkräftemangels muss er jungen Erwachsenen eine qualitativ hochwertige Ausbildung bieten und für gute Arbeitsbedingungen sorgen. Nur so gewinnt man motivierten und dringend benötigten Nachwuchs", sagt Foullong.

Stefanie Nutzenberger, im ver.di-Bundevorstandsmitglied für den Fachbereich Handel zuständig: "Es geht auch besser: Einige Unternehmen in der Handelsbranche gehen mit gutem Beispiel voran und schaffen Übernahmeregelungen." Dies müsse künftig auch in Flächentarifverträgen geregelt werden.

Zur Sonderauswertung für den Handel
Der Ausbildungsreport Handel 2014 ist eine Sonderauswertung des Ausbildungsreports der DGB-Jugend 2014, der in diesem Jahr zum neunten Mal erschienen ist. Die Sonderauswertung für den Handel enthält auch regionale Ergebnisse für die sechs Bundesländer Bayern, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.

Der Handel ist mit bundesweit rund 180.000 Auszubildenden im Einzel- und rund 40.000 Auszubildenden im Groß- und Außenhandel die größte Ausbildungsbranche des Dienstleistungssektors in Deutschland.


Rückfragen bitte an Franziska Foullong, Tel: 030/69 56 27 24, E-Mail: franziska.foullong@verdi.de