Der Ausbildungsreport gibt jungen Menschen eine Stimme und beleuchtet die Schwachstellen im dualen Ausbildungssystem. Schwerpunkt in diesem Jahr: die Arbeitszeit in der Ausbildung.
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Der Blick auf die Daten 2018 zeigt: Die Zufriedenheit der Auszubildenden mit ihrer Ausbildung sinkt, mehr als jede_r Zehnte muss ausbildungsfremde Tätigkeiten ausüben und die fachliche Anleitung durch qualifiziertes Ausbildungspersonal ist nicht überall sichergestellt.
Über 48.000 Ausbildungsstellen sind 2017 unbesetzt geblieben, der höchste Wert seit 2009. Gleichzeitig gingen über 80.000 der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber leer aus. Dazu kommt, dass mehr als 290.000 junge Menschen in den zahlreichen Maßnahmen im Übergang von der Schule in den Beruf feststecken.
Unbesetzte Ausbildungsstellen finden sich in jenen Branchen, deren Berufe im Ausbildungsreport eher schlecht bewertet werden und wo Verstöße gegen gesetzliche Bestimmungen keine Seltenheit sind.
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Der Ausbildungsreport der DGB-Jugend 2018 kann hier bestellt werden.
Auf das Thema Arbeitszeit in der Ausbildung, diesjähriger Schwerpunkt des Ausbildungsreports, ging DGB-Jugendreferent Daniel Gimpel auf der Pressekonferenz in Berlin ein: "Wir mussten feststellen, dass ein großer Teil der jungen Menschen bereits in ihrer Ausbildung von Flexibilisierungsdruck, Überstunden, ständiger Erreichbarkeit und regelmäßiger Schichtarbeit betroffen ist. Stress und Überbelastung sind keine guten Voraussetzungen für Lernerfolge und auf Dauer gesundheitsschädlich. Die jungen Menschen, die gerade erst am Beginn ihres Berufslebens stehen, müssen besser geschützt werden. Am besten auf gesetzlicher Basis. Das zentrale Gesetz dafür ist das Berufsbildungsgesetz. Dieses Gesetz muss reformiert und modernisiert werden."
Gimpel verwies auch auf das Problem zu niedriger Ausbildungsvergütungen: "Auszubildende brauchen eine Ausbildungsvergütung von der sie leben können. Der Ausbildungsreport zeigt, dass die tatsächliche Vergütung der Auszubildenden noch weit davon entfernt ist. Gerade einmal 766 Euro verdienen Auszubildende durchschnittlich. Es gibt aber eine Vielzahl von Ausbildungsberufen, in denen die Bezahlung deutlich schlechter ist. Angehende Tischler_innen etwa erhalten im ersten Ausbildungsjahr zurzeit gerade einmal 573 Euro. Bei Friseur_innen sind es 406 Euro. Gerade für solche Ausbildungsberufe ist die Einführung einer Mindestausbildungsvergütung wichtig."
Die DGB-Jugend hat im Rahmen ihrer Berufsschultour bundesweit 14.959 Auszubildende aus den 25 meistfrequentierten Ausbildungsberufen im dualen System befragt. Daraus ergibt sich eine repräsentative und detaillierte Datenbasis zur Bewertung der Ausbildungssituation. Die Studie wurde auch in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit dem Institut für sozialpädagogische Forschung (ism) in Mainz erstellt.
Die Präsentation des Ausbildungsreport 2018 in Berlin (v. l.): Daniel Gimpel von der DGB-Jugend, die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack und DGB-Pressesprecher Jan Piegsa © DGB-Jugend