Studie zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die duale Berufsausbildung.
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Fast drei Viertel der befragten Auszubildenden erleben erhebliche Belastungen durch die Corona-Pandemie. Mit Blick auf die duale Berufsausbildung drückt sich die Belastung vor allem in Zukunftsangst aus: Mehr als ein Drittel der Auszubildenden machen sich "große" oder "sehr große" Sorgen, ihre Ausbildung nicht erfolgreich abschließen zu können. Der Grund: Coronabedingt wurden Ausbildungsinhalte nur teilweise vermittelt. Die Angst vor dem Scheitern ist dabei in Klein- und Kleinstbetrieben am größten. Das legt die Corona-Ausbildungsstudie der DGB-Jugend offen.
Die Corona-Krise trifft auf einen ohnehin angespannten Ausbildungsmarkt und führt zu historischen Negativrekorden: Die Zahl der Ausbildungsverträge lag 2020 erstmals seit 40 Jahren unter der 500.000er Marke. Die Gewerkschaftsjugend sieht daher dringenden Handlungsbedarf: "Eine Generation Corona auf dem Ausbildungsmarkt muss verhindert werden! Wir fordern die Einführung eines umlagefinanzierten Zukunftsfonds, flankiert von einer gesetzlichen Ausbildungsgarantie, um Ausbildung für alle zu ermöglichen!", so DGB-Jugendreferent Joscha Wagner bei der Vorstellung der Studie in Berlin. Mit Blick auf die Zukunftsängste ergänzt er: "Unser Rezept gegen Zukunftsängste ist eine berufliche Perspektive für Auszubildende. Deswegen muss die unbefristete Übernahme nach der Ausbildung sichergestellt werden!"
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Die Corona-Ausbildungsstudie kann via E-Mail als gedruckte Broschüre bestellt werden.
Die Corona-Ausbildungsstudie zeigt Qualitätsprobleme in Berufsschulen und Betrieben auf. Fast alle Auszubildenden waren von Home-Schooling bzw. Distanzunterricht betroffen, mit der Qualität des Unterrichts sind mehr als die Hälfte der Befragten unzufrieden. 60 Prozent der Auszubildenden haben zumindest Teile der Ausbildung im Homeoffice absolviert. Dabei stand nur einem Drittel der Befragten "immer" ein_e Ausbilder_in zur Verfügung, obwohl die fortlaufende Betreuung im Berufsbildungsgesetz vorgeschrieben ist. Die für die Ausbildung von zu Hause aus notwendigen Materialien und Geräte haben nur 35 Prozent der Befragten von ihren Betrieben zur Verfügung gestellt bekommen, jede_r Fünfte bekam überhaupt keine Arbeits- und Lernmittel gestellt.
Alarmierend sind die Ergebnisse hinsichtlich Einhaltung von Ausbildungs-Mindeststandards durch ausbildende Betriebe. Mehr als ein Viertel der Auszubildenden muss "immer" oder "häufig" ausbildungsfremde Tätigkeiten erledigen, eine Verdopplung im Vergleich zur Vor-Pandemie-Zeit. Hinzu kommen Kürzungen der Ausbildungsvergütung (bei 24,3 Prozent). Jede_r Fünften wurden gar unzulässigerweise die Urlaubstage gekürzt.
In diesem Zusammenhang betonte DGB-Jugendreferent Joscha Wagner, dass gute Ausbildungsqualität und Ausbildungsabschlüsse mit allen Mitteln abgesichert werden müssen. Außerdem, so Wagner weiter, müssten Mindeststandards in der Ausbildung endlich ernst genommen, eingehalten und deren Einhaltung effektiv und nachhaltig kontrolliert werden.
Die Corona-Ausbildungsstudie wurde von der DGB-Jugend in Zusammenarbeit mit dem Institut für sozialpädagogische Forschung (ism) in Mainz und dem Institut DGB-Index Gute Arbeit erstellt. Grundlage der repräsentativen Studie bildeten die Antworten von über 1.000 betrieblichen Auszubildenden in BBiG-Berufen, die zwischen Februar und März 2021 im Rahmen einer online-gestützten Panelbefragung zu ihren Erfahrungen in der Ausbildung während der Corona-Pandemie befragt wurden.
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Die Pressekonferenz zur Corona-Ausbildungsstudie 2021 am 25. August in Berlin.