Die Delegierten des EGB-Kongresses, der vom 23. bis zum 26. Mai 2023 in Berlin stattfindet, haben eine entscheidende Satzungsänderung beschlossen: die Jugendquote.
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Für die Quote
"We are not the future, we are the present": EGB-Jugendpräsidentin Yolanda Gil – Gewerkschafterin im spanischen Gesundheitssektor – vertritt einen klaren Standpunkt auf dem EGB-Kongress. Die Anliegen junger Beschäftigter dürften nicht auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben werden, betont sie in ihrer furiosen Rede.
Dass die Jugend die Zukunft sein soll, habe sie jetzt oft genug gehört. Diese Jugend ist jetzt und hier und steht in der Gegenwart bereits vor großen Problemen. "Die Arbeitswelt verändert sich in einem noch nie dagewesenen Tempo, und das hat erhebliche Auswirkungen auf junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer".
Eine wachsende Zahl von befristeten und unsicheren Arbeitsplätzen, digitale Plattformen und Telearbeit: "Wir können uns nicht auf die alten Methoden der Arbeitsorganisation verlassen. Als Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter dürfen wir nicht tatenlos zusehen, wie unsere Jugend diese Herausforderungen allein bewältigt."
Als wichtiges Instrument zur Vertretung ihrer Interessen bei den Gewerkschaften sieht die EGB-Jugend eine Anhebung des Anteils junger Menschen beim EGB – die Jugendquote. Und Gil bekommt viel Applaus – der EGB-Jugend-Event im Vorfeld hat noch mal für richtig Geschlossenheit gesorgt, die jungen Gewerkschafter*innen haben ihr Anliegen in ihre Delegationen getragen.
Solidarität der Jugend
Denn nicht nur die Jugend unterstützt die Forderung nach ihrer Quotierung: Auch die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack, im DGB-Bundesvorstand für Jugendthemen verantwortlich, macht sich für sie stark. Sie habe beim EGB-Jugend-Event im Vorfeld des EGB-Kongresses erlebt, was Solidarität bewirken könne angesichts von Kriegen, Klimakrise und Inflation. Sie habe gehört, wie über die Europa gesprochen wurde. "Unsere Jugendlichen entwickeln Lösungen für die Probleme unserer Zeit" – und es seien solidarische Lösungen. Europa brauche die Stimmen, Gedanken und Forderungen von jungen Kolleginnen und Kollegen.
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Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack (M.) ergreift Partei für die Anliegen der Jugend.
Anheben des Jugendanteils
Die Quote kommt aber nicht von heute auf morgen. Seit Jahren steht sie bereits auf der Agenda des EGB-Jugendausschusses – und nicht nur dort: Bereits beim letzten EGB-Kongress 2019 in Wien war sie auf der Tagesordnung, abgestimmt wurde sie bereits auf dem Mid-Term-Congress. Nun wurde sie mit großer Zustimmung der 600 Delegierten in der Satzung des EGB, der dieses Jahr 50 Jahre alt wird, festgeschrieben. Ein tolles Präsent zum Jubiläum!
Die Quote sieht vor, dass jede*r vierte Delegierte jeder Delegation auf folgenden Kongressen unter 35 Jahren alt sein muss. Ist das nicht der Fall, soll die Stimmenzahl entsprechend der fehlenden Jugenddelegierten gekürzt werden.
Ziel ist die Stärkung der Jugend innerhalb des EGB. Darüber hinaus wird im Entwurf zum "Action Programme" die Förderung von Jugendquoten, Jugendstrukturen und Mitbestimmung in den Gewerkschaftsverbänden als Ziel des EGB ausgerufen. "Es ist gut, dass wir nun Nachhaltigkeit in dieses Gremium bekommen", sagt Melanie Hackl, die die DGB-Jugend beim EGB vertritt.
Zukunft Europas
Der DGB stellte mit 24 Delegierten die größte Delegation beim EGB-Kongress, darunter viele Gewerkschaftsjugendliche. Die Arbeit in Gegenwart und Zukunft Europas stand in den Diskussionsrunden auf dem Programm, Grußadressen gab es von vielen Politiker*innen, Bundeskanzler Olaf Scholz sprach zu Beginn des Kongresses. EGB-Generalsekretärin Esther Lynch interviewte die UNHCR-Botschafterin und Olympia-Schwimmerin Yusra Mardini zu Fragen von Flucht und Migration, die Kongressteilnehmer*innen bezogen in einer Aktion Stellung gegen Rassismus.
Weitere Infos: www.etuc.org/en/congress