Deutscher Gewerkschaftsbund

Diskussion um die Zukunft: die IG Metall-Jugendkonferenz

Tarifpolitik, Ausbildungs- und Studienbedingungen, Gesellschaftspolitik: Vanesa Varnica berichtet von der Jugendkonferenz der IG Metall.

© DGB-Jugend/Privat

Vanesa Varnica, 20, ist Industriekauffrau. Sie ist in der JAV in ihrem Betrieb, dem Autohersteller Audi, und in den Gremien der IG Metall Jugend ehrenamtlich aktiv.

Vanesa, was stand bei der IG Metall-Jugendkonferenz ganz oben auf der Tagesordnung?
Zusammenarbeit, Diskussion und Zukunftsvisionen! Wir haben über politische und gesellschaftliche Themen gesprochen. Es war spannend, mit Kolleg*innen aus ganz Deutschland in den Austausch zu kommen. Das Thema Duales Studium sowie die Positionierung zur aktuellen politischen Weltsituation wurden besonders intensiv debattiert.

Insbesondere (dual) Studierende und Auszubildende leiden ja unter den derzeitigen Preissteigerungen. Welche Maßnahmen haltet ihr für angemessen?

Wir sehen die Verantwortung auf jeden Fall bei der Politik, aber auch in unserer Tarifpolitik. In Baden-Württemberg sind wir sehr froh, seit 2021 den Manteltarifvertrag für alle Auszubildenden und auch dual Studierenden zu haben. Die anstehende Tariferhöhung in diesem Juni und die Auszahlung der Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 550 Euro sind wichtige Bestandteile der Entlastung.

Durch Tarifpolitik alleine lässt sich die Inflation aber nicht ausgleichen. Deshalb macht die IG Metall Jugend weiter Druck auch auf die Regierungen in Bund und Ländern.

Gab es auch Kontroversen?
Auf jeden Fall. Die Meinungen der Bezirke lagen manchmal sehr weit auseinander und in den Debatten kam es oftmals zur "produktiven Konfrontation". Ein Beispiel war ein Antrag rund um die Erhöhung des Wahlalters für JAV-Wahlen – er wurde abgelehnt. Auch das Thema politisches Streikrecht und Abrüstungspolitik wurden sehr kontrovers diskutiert.

Habt ihr auch über den Krieg in der Ukraine gesprochen?
Ja, das war ein sehr emotionales Thema. Für uns als IG Metall Jugend ist es klar, dass wir Krieg, Gewalt und Aufrüstung nicht akzeptieren. Wir stehen für Frieden ein und sprechen unsere Solidarität mit allen Betroffenen aus.

Welche Rolle spielte das Thema Transformation?
Innerhalb aller Branchen der IG Metall ist das natürlich ein dauerhaftes Thema. Wir hatten einzelne Anträge dazu, dem Jugendausschuss wurde einiges Arbeitsmaterial mitgegeben. Insbesondere das klare Bekenntnis zum 1,5 Grad-Ziel unter Berücksichtigung sozialer Aspekte war ein zentraler Beschluss.

Wie sieht es damit bei deiner Arbeit in deinem Betrieb aus?
Auch da spielt das Thema Transformation eine große Rolle. Für Automobilhersteller gibt es aktuell regelmäßig neue Herausforderungen und Rahmenbedingungen, auf die sich das Unternehmen und die Belegschaft einstellen müssen. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir eine flexible und einsatzbereite Belegschaft haben, die vor neuen Herausforderungen nicht zurückschreckt. Mit neuen Zukunftsfeldern, gesetzlichen Rahmenbedingungen und einem ständigen Wandel innerhalb der Arbeitswelt stehen uns jedenfalls spannende Jahre bevor.

Wie viele Leute wart ihr?
234 ordentlich Delegierte; darüber hinaus waren auch Ersatzmandate und Gäste ebenso wie viele weitere Vertreter*innen aus Industrie und Gewerkschaft anwesend. Insgesamt waren wir 450 Teilnehmer*innen.

Gab es noch Corona-Regeln oder war alles offen?
Angesichts der letzten Lockerungen gab es keinerlei Einschränkungen vor Ort. Es wurden trotzdem Tests und Masken verteilt und es stand einem frei, eine Maske zu tragen. Zum Testen wurden auch alle angehalten.

Wie war es, viele echte Kolleg*innen zu treffen?
Wirklich sehr spannend! Es war eine gute Abwechslung zwischen inhaltlichen Debatten und persönlichen Gesprächen. An einem der Abende wurde ein "Kennenlern-Bingo" veranstaltet, bei dem man Menschen finden musste, die bestimmte Merkmale mitbringen. Das hat es uns erleichtert, neue Gespräche zu starten und Gemeinsamkeiten festzustellen.

Wie hast du zur Gewerkschaftsjugend gefunden?
Das hat sich nach dem Start meiner Berufsausbildung ergeben. Nachdem die Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) mich über die Gewerkschaftsarbeit aufgeklärt hat und ich die ersten Seminare besucht habe, war mir klar, dass ich bei der Gestaltung der Zukunft mitwirken möchte.

Und darum engagierst du dich bei der Gewerkschaftsjugend…
Als JAV-Mitglied ist es mir wichtig, die Anliegen meiner Mitmenschen zu vertreten. Gewerkschaftsarbeit ist eine gute Möglichkeit, sich mit vielen politischen und gesellschaftlichen Themen zu beschäftigen und regional wie im Betrieb Sachen zu verändern.

Die 24. IG Metall-Jugendkonferenz
In diesem Frühjahr hat die IG Metall Jugend ihre Jugendkonferenz in Willingen veranstaltet. Motto: "Zusammen machen wir Zukunft."

Die Delegierten aus dem ganzen Bundesgebiet diskutierten und beschlossen, wie sie in Zukunft zusammen stark in Betriebs- und Tarifpolitik sowie Gesellschafts- und Bildungspolitik sein können. Sie haben die Weichen für eine erfolgreiche gewerkschaftliche Jugendarbeit in den nächsten vier Jahren gestellt. Auf der Agenda stehen u.a. die Arbeits- und Ausbildungsbedingungen der Auszubildenden und dual Studierenden. Sie müssen weiter verbessert werden. Dafür ist eine gute Betriebspolitik eines der wirkungsvollsten Instrumente.

Die IG Metall Jugend wird für die unbefristete Übernahme nach der Ausbildung kämpfen, die Ausbildungsgarantie mit Zukunftsfonds durch Umlagefinanzierung forcieren, für mehr modern geschultes Ausbildungspersonal kämpfen, für mehr Gleichstellung und gegen die extreme Rechte.

Wohnen und kostenloser ÖPNV stehen ebenso auf dem Programm wie Klimakrise und Transformation: "Wir setzen uns für eine lebenswerte Zukunft für alle auf unserem Planeten ein. Wir kämpfen für eine solidarische und freie Gesellschaft", heißt es bei der IG Metall Jugend.

Infos: www.igmetall.de/jugend

(Aus der Soli aktuell 5/2023, Autorin: Soli aktuell)