Wir werden die zentrale 1. Mai-Kundgebung nutzen, sagen Sercan Karaagac und Laura Knöchel von der DGB-Jugend Köln-Bonn.
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Sercan Karaagac ist ehrenamtlicher Vorsitzender, Laura Knöchel Jugendbildungsreferentin der DGB-Jugend Köln-Bonn.
Laura und Sercan, dieses Jahr gibt es eine zentrale 1. Mai-Kundgebung des DGB – und sie findet in Köln statt! Was wird passieren und welche Aufgaben kommen auf euch zu?
Sercan: Wir freuen uns riesig darauf, dass wir die bundeszentrale Veranstaltung in diesem Jahr bei uns in Köln haben werden. Das gibt uns die Möglichkeit, besonders viel Aufmerksamkeit auf unsere Jugendforderungen zu ziehen.
Laura: Natürlich wollen wir die gesamte DGB-Jugend repräsentieren, aber unsere kölsche Art wird auch nicht zu kurz kommen. Wir planen neben einem starken Jugendblock in der Demonstration auch einen Infostand – und selbstverständlich wird Sercan als Vorsitzender unseres Stadtjugendausschusses für uns eine starke Jugendrede halten, bei der es vielleicht auch die ein oder andere Jugendaktion geben wird. Nachdem seine Rede im vergangenen Jahr das absolute Highlight der Kundgebung war, wird er es in diesem Jahr sicherlich auch wieder genauso fantastisch machen – no pressure!
Wie läuft die Mobilisierung nach nun drei Jahren Corona und Protest im Homeoffice?
Sercan: Im vergangenen Jahr hat man noch an vielen Stellen die Zurückhaltung gespürt, da die Pandemie allen noch sehr in den Knochen steckte. Aber man merkt, dass die Leute wieder raus auf die Straße wollen.
Laura: Während der Pandemie hat sich ja auch einiges angestaut, das raus muss. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, die Energiekrise und die inflationsbedingte Steigerung der Preise haben viele Probleme und schwelende Konflikte weiter verschärft. Gerade die Jugend ist mit vielen Unsicherheiten konfrontiert und benötigt überzeugende Antworten und Konzepte von der Politik. Wo könnten wir all das besser adressieren als am 1. Mai? Die bundeszentrale Veranstaltung bietet uns dafür die perfekte Bühne – und wir werden sie genau dafür nutzen!
Was werdet ihr mit der Gewerkschaftsjugend unternehmen, um sichtbar zu sein?
Laura: Wir begleiten das Ganze mit einer eigenen Jugendkampagne unter dem Motto "Unerschrocken solidarisch", also das eigentliche 1. Mai-Motto – "Ungebrochen solidarisch" – haben wir leicht abgewandelt. Wir wollen zeigen, dass wir keine Angst davor haben, als Gewerkschaftsjugend für unsere Forderungen einzustehen. Gleichzeitig ist dies auch ein kleiner Seitenhieb Richtung Politik: Es gibt nämlich keinen Grund, sich vor guter Gesetzgebung, beispielsweise bei der Ausbildungsgarantie, zu fürchten.
Wir haben verschiedene Aktionstage geplant, um unsere Forderungen bereits vorab in die Öffentlichkeit zu tragen, den Wiedererkennungswert zu steigern und Menschen für den 1. Mai zu mobilisieren. Demo und Kundgebung in Köln bilden dann sozusagen den krönenden Abschluss unserer Kampagne.
Sercan: Besonders gut ist, dass die Kundgebung in diesem Jahr vollständig im Livestream übertragen werden wird. So können wir mit der Jugendrede noch mehr Menschen erreichen, als wir auf den Platz bekommen würden.
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Unerschrocken ungebrochen solidarisch: "Wir wollen zeigen, dass wir keine Angst davor haben, als Gewerkschaftsjugend für unsere Forderungen einzustehen." Infos zum 1. Mai mit den Gewerkschaften auf www.dgb.de/erster-mai-tag-der-arbeit
Wie lauten eure zentralen Forderungen?
Sercan: Neben einigen spezifischen Themen aus unserer Region werden wir die Forderung nach der umlagefinanzierten Ausbildungsplatzgarantie in den Fokus stellen. Bisher hat die Politik hier noch kein überzeugendes Konzept geliefert. Aber wir lassen hier nicht locker, bis wir dieses Ziel erreicht haben.
Laura: Alles, was wir rund um den 1. Mai planen und umsetzen, zahlt auf dieses Ziel ein. Die Kölner Gewerkschaftsjugend ist nach der Pandemie wieder voll am Start: laut, stark, nicht zu übersehen!
Sercan, wie muss denn eine gute 1. Mai-Rede sein?
Sercan: Sie muss die Menschen erreichen. Wir wollen sie da abholen, wo sie sind. Sie müssen sich in uns hineinversetzen und mitfühlen können. Nur so kriegen wir ihre Zustimmung. Sie muss im richtigen Maße kämpferisch sein, um die Menschen mitzureißen.
Wir wollen unsere Themen setzen, ohne die Zuhörenden zu überfrachten, also es muss kurz und knackig bleiben. Und als Jugend steht es uns natürlich zu, vom klassischen Redeformat am 1. Mai abzuweichen und eine kleine oder größere Aktion auf der Bühne durchzuführen, um Schwung in die Bude zu bringen.
"Das wird der beste 1. Mai aller Zeiten!" Sercan Karaagac
Laura: Genau so soll es sein und ich bin sicher, genau so wird Sercans Rede in diesem Jahr auch wieder werden! Und wer sich selbst überzeugen will, kommt am besten an diesem Tag der Arbeit nach Köln oder schaltet den Livestream ein.
Los geht's!
Laura: Bei unserer Klausurtagung im Januar haben wir viele Aktionsideen entwickelt und daraus unsere Kampagne rund um den 1. Mai gestrickt. Die Motivation ist hoch und ich bin zuversichtlich, dass wir mit diesem Drive einen großartigen 1. Mai auf die Beine stellen werden. Wie immer haben wir auch diesmal alles, was wir zum 1. Mai planen, im Stadtjugendausschuss besprochen und beschlossen. Die Kolleg*innen dort nehmen die Themen mit in ihre jeweiligen Jugenden der Mitgliedsgewerkschaften. So haben wir alles direkt breit aufgestellt.
Sercan: Das Programm wird richtig gut, sodass wir davon ausgehen, auch die Letzten aus ihrer Corona-Lethargie aufzuwecken und auf die Straße und auf den Platz zu holen.
Was wünscht ihr euch von dem Tag?
Sercan: Gutes Wetter, gute Stimmung, einen starken Jugendblock in der Demo, breite Unterstützung unserer Forderungen! Einfach den besten 1. Mai aller Zeiten!
Laura: Dem kann ich mich nur anschließen. Wir freuen uns drauf!
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1. Mai: Die junge Generation bringt sich aktiv in die Gesellschaft ein. Updates zum diesjährigen Tag der Arbeit findet ihr in unseren Social-Media-Accounts und auf https://jugend.dgb.de
Der 1. Mai ist der Tag der Gewerkschaften. Hier ist die DGB-Jugend auf den Straßen und Plätzen im ganzen Land präsent und zeigt Flagge – für ihre Themen und die Interessen der arbeitenden Menschen.
Der Tag der Arbeit steht in diesem Jahr unter dem DGB-Motto »Ungebrochen solidarisch«. Denn die Gewerkschaften stehen für ein solidarisches Miteinander, auch in unruhigen Zeiten. Gemeinsam gehen wir daher diesmal wieder auf die Straße, um am Tag der Arbeit ein sichtbares Zeichen für eine gerechte, solidarische Zukunft setzen.
Für die DGB-Jugend steht die Forderung nach einer Ausbildungsgarantie im Mittelpunkt, und zwar nach einer, die diesen Namen auch verdient. Bisher waren die Pläne der Bundesregierung zu dem Thema bei Weitem nicht ausreichend – denn ihr Gesetzentwurf beinhaltet keinen individuellen Rechtsanspruch auf einen Ausbildungsplatz.
Ausbildungsgarantie heißt aber: Dass genau dieser Rechtsanspruch im Sozialgesetzbuch verankert wird. Ziel einer echten Ausbildungsgarantie ist die Stärkung der betrieblichen Ausbildung. Es braucht mehr Betriebe, die ausbilden und mehr Ausbildungsplätze. Auch dazu gibt der Gesetzentwurf keine Antworten.
Infos zur Ausbildungsgarantie: https://jugend.dgb.de/-/HfR
Die 1. Mai-Infos vom DGB: hier.
(Aus der Soli aktuell 4/2023, Autorin: Soli aktuell)