EGB-Jugend: Das Europäisches Jahr der Jugend ernst nehmen bedeutet, für faire Praktika zu sorgen.
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Aktion vor dem EU-Parlament: Tea Jarc (v. M.) und ihre Mitstreiter_innen von der EGB-Jugend sagen: Schluss mit unbezahlten Praktika. Weitere Infos (Engl.): www.etuc.org/en/issue/youth
Das Parlament der Europäischen Union hat für eine faire Vergütung von Praktikant_innen und Auszubildenden gestimmt und damit den Druck auf die Europäische Kommission erhöht, während des Europäischen Jahres der Jugend Maßnahmen zu ergreifen.
In der Entschließung wird die EU-Kommission aufgefordert, "einen gemeinsamen Rechtsrahmen vorzuschlagen, um eine faire Vergütung für Praktika und Ausbildungsstellen zu gewährleisten und ausbeuterische Praktiken zu vermeiden".
Der EGB-Jugendausschuss hatte im Vorfeld eine entsprechende Kampagne gestartet. Der Hintergrund: Ein europäisches Menschenrechtsgremium hatte festgestellt, dass das Land Belgien gegen Teile der Europäischen Sozialcharta verstoßen hat, weil es "Scheinpraktika" nicht verhindert hat, die zwar unbezahlt sind, aber echte Arbeit darstellen.
Eine vom Europäischen Gewerkschaftsbund durchgeführte Analyse von mehr als 100 Anzeigen für Praktika in Belgien hatte ergeben, dass die Hälfte von ihnen frühere Arbeitserfahrungen voraussetzte und aufgrund dessen wie eine echte Stelle hätte ausgeschrieben und bezahlt werden müssen. In einem Drittel der Anzeigen fand die Vergütung keine Erwähnung – es sollte einfach keine gezahlt werden.
Es sei dringend notwendig, dass Europa dem "Skandal der unbezahlten Praktika" ein Ende setze, sagt der politische Sekretär des EGB, Ludovic Voet: "Die Europäische Kommission kann kein ›Europäisches Jahr der Jugend‹ veranstalten, ohne in diesem Bereich Maßnahmen zu ergreifen."
Der Kampf für ein Verbot unbezahlter Praktika gehe Hand in Hand mit der EU-Qualifikationsagenda. Faire Praktika förderten die Qualifizierung junger Menschen.
"Mit Referenzen lassen sich keine Rechnungen bezahlen. Mit einem leeren Magen kann man keine neuen Erfahrungen machen", stellt die Vorsitzende des EGB-Jugendausschusses, Tea Jarc, fest. Der Beschluss des EU-Parlaments sei eine deutliche Botschaft an die Europäische Kommission, dass sie diese eklatante Chancenungleichheit, mit der junge Menschen überall konfrontiert seien, beenden müsse. Das Ziel des Europäischen Jahrs sei es schließlich nicht, "Spaßveranstaltungen zu organisieren".
(aus der Soli aktuell 5/2022, Autorin: Soli aktuell)