Der Sonderpreis der DGB-Jugend beim Deutschen Personalräte-Preis 2020 geht an die JAV der Polizeischule Eutin. Soli aktuell sprach mit der Vorsitzenden Rieke Pätzold.
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Die JAV-Vorsitzende Rieke Pätzold mit dem stellvertretenden JAV-Vorsitzenden Felix Fröhlich, dem Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein Daniel Günther (r.) und der stellvertretenden Landtagspräsidentin Aminata Touré (l.),
Rieke, warum engagierst du dich in der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV)?
Ich möchte meine eigenen Ideen und Gedanken und die meiner Mitschüler_innen einbringen. Und ich finde es wichtig, dass wir als JAV bei allen Dingen, die uns als Auszubildende und Studierende betreffen, auch tatsächlich mitentscheiden dürfen.
Wie seid ihr darauf gekommen, mit eurer Schule bei der Aktion Courage – Schule ohne Rassismus (SOR) mitzumachen?
Durch unseren ehemaligen Behördenleiter, Michael Wilksen, wurden wir auf das Projekt SOR aufmerksam gemacht. Nach intensiver Recherche waren wir uns dann schnell einig und haben mit der Arbeit begonnen. Das gesamte Projekt hat viele unterschiedliche Möglichkeiten eröffnet, sodass sich jeder Einzelne mit seinen Ideen einbringen konnte.
Wie kamen die Pläne bei den Schüler_innen an?
Nachdem wir immer mehr Plakate, die wir uns über die Bundeskoordination SOR besorgt hatten, in unserem Speisesaal aufgestellt haben, wurden unsere Mitschüler_innen neugierig. Wir haben unser Projekt dann in mehreren Personalteilversammlungen vorgestellt und dafür geworben. Die Reaktionen waren durchgängig positiv und wir haben viel Zustimmung und Unterstützung erfahren. Unsere Kritiker waren nicht prinzipiell gegen das Projekt. Sie haben aber hinterfragt, warum es notwendig ist – Tenor: "Schließlich muss man doch als Polizeibeamter ganz selbstverständlich gegen Rassismus sein, man bekennt sich doch zum Grundgesetz!"
Letztendlich beantwortet die erfolgreiche Durchführung unserer Unterschriftenaktion die oben gestellte Frage. Es ist nämlich erforderlich, dass sich mehr als 70 Prozent aller Schüler_innen und Lehrer_innen durch Unterschriftsleistung zu den Zielen des Projektes verpflichten.
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Die JAV der Polizeischule Eutin.
Warum sind euch Aktionen dieser Art so wichtig?
Da kommen wohl zwei Dinge zusammen: Zum einen sind wir Polizist_innen und stehen zu den Werten unseres Grundgesetzes. Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und die Achtung der Menschenrechte sind für uns nicht irgendwelche Floskeln! Wir glauben daran und sind froh, in einem Staat zu leben, der diese Rechte und Werte garantiert. Und zum anderen sind wir jung und engagiert. Wir schauen hin und mischen uns ein. Das machen wir im Großen, wenn es darum geht, Straftaten zu verfolgen. Das gilt aber auch im vermeintlich Kleinen, indem wir uns und unsere Kolleg_innen immer wieder selbst überprüfen und korrigieren. Wir achten einander und aufeinander. Jeder von uns steht mit seinem Handeln oder Nichthandeln für das Bild der Polizei in Deutschland.
Welche Bedeutung hat die Anerkennung als SOR für eure Arbeit als JAV und darüber hinaus?
Wir sind mit unserer Schule eine Selbstverpflichtung eingegangen! Dazu gehört im Wesentlichen, dass wir nachhaltige und langfristige Projekte und Aktivitäten entwickeln, um Diskriminierung, insbesondere Rassismus, zu überwinden, und dass wir uns engagiert und couragiert gegen Gewalt und Diskriminierung wenden, wenn sie an unserer Schule geschieht. Die Anerkennung als SOR ist also der erste kleine Schritt! Die eigentliche Arbeit – diese Idee mit Leben zu erfüllen, wach zu halten und über die Jahre fortzusetzen – beginnt jetzt, für die amtierende JAV und für unsere Nachfolger_innen.
(aus der Soli aktuell 12/2020, Autorin: Soli aktuell)
Das Projekt
Auf Initiative ihrer Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) wurde die Polizeischule Eutin die erste Polizeischule mit dem Titel "Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage". Die JAV beschaffte 52 Plakate mit antirassistischen Motiven, die im Speisesaal aufgehängt wurden.In Personalteilversammlungen wurden alle Lehrkräfte und Anwärter_innen informiert, das Projekt wurde während einer Sitzung der Lehrgruppensprecher_innen vorgestellt und erläutert, es wurde gebeten, im Unterrichtsfach Politische Bildung Rassismus und Diskriminierung zu behandeln.
Weitere Aktionen der JAV waren eine Luftbildaufnahme von Menschen, die auf dem Sportplatz die Worte "No Racism" bildeten. Mindestens einmal im Jahr soll es einen Vortrag oder eine Podiumsdiskussion zum Thema Rassismus und Diskriminierung geben. Dann wurde der Aufnahmeantrag bei der Dachorganisation "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" gestellt. Prominente Unterstützende der Bewerbung waren Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther und die stellvertretende Landtagspräsidentin Aminata Touré.
Die JAV besteht aus drei Frauen und vier Männern, die im mittleren und gehobenen Polizeidienst ausgebildet werden. Bei der Landespolizei Schleswig-Holstein werden derzeit 1.124 Auszubildende und Studierende auf den Polizeiberuf vorbereitet.
www.dprp.de