Die DGB-Jugend ist derzeit auf Berufsschultour, besucht Schüler_innen in ihren Berufsschulklassen und klärt über Rechte in der Ausbildung auf. Dieses Jahr ist auch das Saarland das erste Mal dabei. Studentin Hannah Meuler ist Teamerin.
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Schon lange bei der Gewerkschaftsjugend: Hannah Meuler
Hannah, was motiviert dich, als Teamerin auf Berufsschultour zu gehen?
Gute Frage! Ich habe zwar nie eine duale Ausbildung gemacht, ich bin von der Schule gleich weiter ins Studium. Ich finde es aber sehr wichtig, junge Menschen in der Berufsschule anzusprechen, weil genau da das Thema Gewerkschaften viel Platz haben sollte.
Wie bist du dazu gekommen?
Über mehrere Freundinnen und Freunde, die in den Gewerkschaften sind und selber die Berufsschultour machen. Daher wusste ich, was die Inhalte sind. Ich fand das gut und wollte gern mitmachen.
Was machst du, wenn du vor der Klasse stehst?
Ich erkläre den Berufsschüler_innen die Grundlagen ihrer Ausbildung: Wie sieht eigentlich die rechtliche Situation aus, was ist mit Bezahlung. Und ganz allgemein: Wo ihr Platz in der Gesellschaft ist. Darüber hinaus sprechen wir über Mitbestimmung im Betrieb: Was tun Betriebsräte, was die Jugend- und Auszubildendenvertretungen? Und es geht natürlich ganz konkret um die Probleme, die die Azubis am Ausbildungsplatz haben. Welche Möglichkeiten sie haben, wenn es Schwierigkeiten gibt, welche Rolle Gewerkschaften dabei spielen können.
Wie reagieren die Azubis auf dich?
Ich bin in diesem Jahr neu dabei. Ich habe jetzt zwei Klassen besucht. Bisher war immer sehr gute Stimmung. Sie finden es gut, dass da junge Leute vor ihnen stehen, die ehrenamtlich da sind. Das heißt ja, dass sie ihre Freizeit mit ihnen verbringen wollen.
Gab es schon Gewerkschaftseintritte?
Ja. Wir haben schon einige geworben.
Welche Probleme haben die Azubis?
Meistens geht es um Überstunden und ausbildungsfremde Tätigkeiten. So wie bei der angehenden Bürokauffrau, die andauernd einkaufen gehen muss, weil gerade mal wieder Schnittchen fehlen, wenn irgendwelche Sitzungen im Büro sind.
Was hast du ihr gesagt?
Erstmal ist es wichtig, klarzustellen, dass das überhaupt ausbildungsfremde Tätigkeiten sind, die nicht im Ausbildungsplan stehen und ihr in der Ausbildung auch nicht weiterhelfen. Natürlich ist es für sie schwierig, jetzt was dagegen zu tun, man will sich ja ungern mit dem Vorgesetzten anlegen. Aber sie kann sich immerhin an die zuständige Gewerkschaftssekretärin wenden und die Situation mit ihr besprechen, um Lösungsmöglichkeiten entwickeln.
Was ist das Verrückteste, was du erlebt hast?
Zwei Auszubildende haben erzählt, dass sie eigentlich gar keinen Ausbilder haben. Die machen im Betrieb immer das, was gerade anfällt. Aber ausgebildet werden sie nicht.
Wie sieht es im roten Tourbus der DGB-Jugend aus?
Dort haben wir all unsere Materialien. Wir haben ihn immer bei unserem Hofstand dabei. Er ist gut sichtbar, die Schüler_innen finden uns jederzeit. Meistens sind wir so um die acht Leute.
Du hast an den Seminaren für den Projekttag für Demokratie und Mitbestimmung teilgenommen…
Sie befähigen dich, den Projekttag durchzuführen. Ich habe dort gelernt, wie man mit Gruppen umgeht, generell mit unserer Zielgruppe – und wie man das Konzept des Projekttages umsetzt. Ich fand das Seminar super: Zum einen habe ich sehr viele coole neue Leute aus ganz Deutschland kennengelernt, die selber in der Gewerkschaftsjugend aktiv sind. Und zum anderen viele neue Inhalte mitgenommen, die ich jetzt konkret anwenden kann.
Was hast du persönlich davon?
Engagement vor Ort bringt einen Motivationsschub – um mit der ehrenamtlichen Arbeit in der Gewerkschaftsjugend weiterzumachen. Denn ich erlebe, wie wir den Auszubildenden tatsächlich in schwierigen Situationen helfen können, ihre Ausbildung besser machen.
Wieso bist du selbst in der Gewerkschaftsjugend?
Ich habe sehr früh viele Menschen kennengelernt, die in der Gewerkschaft aktiv sind, und habe sie als eine tolle Gemeinschaft erfahren, in der Solidarität noch gelebt wird. Die Themen haben für mich gepasst, der Ansatz zur Gesellschaftspolitik, die Aktionen und die vielen Angebote zur Weiterbildung.
Hannah Meuler, 21, studiert im 7. Semester Sozialarbeit und Pädagogik in Saarbrücken. Sie saß bisher im Studierendenparlament und ist derzeit im ver.di-Bezirksjugendvorstand aktiv.
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Die Berufsschultour der DGB-Jugend
Jedes Jahr im Herbst besuchen junge Teamer_innen ehrenamtlich tausende Schüler_innen im Unterricht und veranstalten den Projekttag für Demokratie und Mitbestimmung der DGB-Jugend. Auszubildende zu stärken ist das Ziel: Wissen zu vermitteln darüber, was die eigenen Rechte sind, verstehen, wie Wirtschaft und Gesellschaft funktionieren.
Die DGB-Jugend ist auf dem Schulhof präsent, ansprechbar für Auszubildende und Lehrkräfte. Sie berät und bietet Hintergrundmaterialien.
Gemeinsam mit den Auszubildenden erarbeitet die DGB-Jugend das nötige Know-how und unterstützt die Lehrer_innen mit Materialien und Infos. Werde Teamer_in der DGB-Jugend!
Infos und Kontakt: http://jugend.dgb.de/berufsschultour
(Aus der Soli aktuell 10/2018, Autorin: Soli aktuell)