Ausbildungsreport Handel 2015/16: DGB- und ver.di Jugend fordern bessere Ausbildungsbedingungen.
Der Ausbildungsreport Handel präsentiert kritische Fakten. Zum Download auf http://jugend.dgb.de/-/p8P
Rund 160.000 junge Menschen beginnen jährlich eine Ausbildung im Handel. Doch oft sind die Zustände dort verbesserungswürdig. Das zeigt der Ausbildungsreport Handel, den die DGB-Jugend gemeinsam mit der ver.di Jugend zum dritten Mal vorlegt.
Für die Studie wurden 2015 über 4.000 und 2016 knapp 2.500 Auszubildende befragt. Sie ist eine Sonderauswertung der DGB-Ausbildungsreporte 2015 und 2016.
Den Daten zufolge beklagten rund ein Drittel (33,8 Prozent) der Befragten 2016, dass sie regelmäßig Überstunden leisten mussten, obwohl dies für Auszubildende nur im absoluten Ausnahmefall vorkommen soll. Ebenfalls ein Drittel – 33,4 Prozent – klagt über Probleme, sich nach der Ausbildung in der Freizeit zu erholen. Und für 28,5 Prozent der Auszubildenden existiert, obwohl gesetzlich vorgeschrieben, kein betrieblicher Ausbildungsplan.
Als Konsequenz aus den Ergebnissen des Ausbildungsreports fordert DGB-Bundesjugendsekretär Florian Haggenmiller: "Wir brauchen dringend eine Verbesserung der Ausbildungsqualität. Die Politik darf hier nicht länger zuschauen, wie das Erfolgsmodell Duale Ausbildung ins Schlingern gerät. Eine Modernisierung des Berufsbildungsgesetzes ist längst überfällig."
Die ver.di-Jugendsekretärin im Handel, Franziska Foullong, deutet die Ergebnisse so, dass viele Auszubildende als billige reguläre Vollzeitarbeitskräfte eingesetzt werden, statt eine qualitativ hochwertige Ausbildung zu erhalten: "Es ist kein Wunder, dass über 30 Prozent der Befragten mit der Ausbildung nicht zufrieden sind und fast 18 Prozent nicht weiter im erlernten Beruf tätig sein wollen. Die Arbeitgeber müssen dringend umdenken, wenn sie die Branche für Nachwuchs attraktiv gestalten wollen."
ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger macht darauf aufmerksam, dass die Tariflandschaft seit geraumer Zeit zu erodieren droht: "Zu guten Ausbildungsbedingungen gehören betriebliche Interessenvertretungen und Tarifverträge."
Tarifbindung und Mitbestimmung im Handel werden nach Erkenntnissen von Gewerkschafter_innen immer seltener. Für die Auszubildenden bedeutet das unter anderem auch finanzielle Nachteile. Deswegen geht es in der Tarifrunde 2017 auch um eine deutliche Erhöhung der Ausbildungsvergütungen. Nutzenberger fordert: "Vor allem brauchen wir wieder eine Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge." Denn laut Ausbildungsreport lag die durchschnittliche Ausbildungsvergütung im Handel 2016 bei knapp 724 Euro brutto monatlich. Mit einem ver.di-Tarifvertrag aber waren es 837 Euro.
(aus der Soli aktuell 2/2017, Autorin: Soli aktuell)