Weil du als Praktikant*in nur einen begrenzten Zeitraum im Betrieb bist, unterscheidest du dich von den meisten anderen Mitarbeiter*innen: Das Aufgabenspektrum ist oft nicht klar. Du willst etwas lernen. Und du kriegst weniger Geld. Damit das Praktikum erfolgreich ist und du möglichst viel lernst, solltest du auf einige Dinge achten.
Damit dir ein Praktikum tatsächlich etwas bringt, solltest du vorher überlegen, welche Ziele du mit dem Praktikum verfolgst. Weiterhin ist wichtig, um was für ein Praktikum es sich handelt und in welcher Phase des Studiums du dich befindest oder ob du dein Studium schon abgeschlossen hast.
Wenn ein Praktikum in der Studienordnung vorgeschrieben ist, stellt sich natürlich nicht die Frage nach dem Ob. Allerdings solltest du gerade hier darauf achten, dass das Lernen im Vordergrund steht. Ein Praktikum im Bachelor dient vor allem als erster Einblick in die betrieblichen Abläufe. Im Master sollte ein Praktikum darauf abzielen, das im Studium Erlernte erstmals anzuwenden und die eigenen Studienschwerpunkte zu überprüfen.
Ein freiwilliges Praktikum während des Studiums dient in erster Linie der beruflichen Orientierung und Vertiefung von Kenntnissen. Es ist sinnvoll, wenn du
Die schwierige Situation auf dem Arbeitsmarkt verleitet immer mehr Absolvent*innen, freiwillige Praktika nach dem Studium in der Hoffnung aufzunehmen, so möglicherweise den Berufseinstieg zu schaffen. Das widerspricht allerdings dem Zweck eines Praktikums, das ja dem Lernen dienen soll und keine unbezahlte Probezeit ist. Wer einen Hochschulabschluss hat, ist fertig ausgebildet. Dass du nicht auf jeden Arbeitsbereich gleich gut vorbereitet bist, ist normal – niemand ist das. Aber du bist in der Lage, dich einzuarbeiten (dafür gibt's ja auch die gesetzliche Probezeit bei regulären Arbeitsverhältnissen). Nach dem Studienabschluss solltest du darum am besten kein Praktikum mehr aufnehmen. Trainee-Programme oder bezahlte Arbeitsverhältnisse sind der bessere Weg.
Oftmals ist das natürlich leichter gesagt als gefunden. Generell gilt: Entscheidest du dich doch für ein Praktikum, so lautet der Tipp, nach dem Studium maximal noch zwei Praktika zu absolvieren. Mehr Praktika können leicht den Eindruck erwecken, dass du dir nichts zutraust - kein Pluspunkt bei Bewerbungen. Zudem vernichten AbsolventInnenpraktika oft (d)einen regulären Arbeitsplatz, wenn nämlich PraktikantInnen wie reguläre MitarbeiterInnen eingesetzt werden. Manche ArbeitgeberInnen locken systematisch AbsolventInnen mit der Aussicht auf eine Festanstellung im Anschluss, stellen dann aber - entgegen ihrer Aussage - nach Ende des Praktikums gleich die nächste Praktikantin ein. Ein Hinweis darauf kann zum Beispiel sein, dass ein kleines Unternehmen unverhältnismäßig viele Praktikastellen ausschreibt.
Wenn du Berufserfahrung sammeln und Kontakte knüpfen möchtest, ist ein Aushilfs-Job dafür ebenso geeignet wie ein Praktikum. Solche Jobs sind zwar nicht immer reich gesät, aber wer vor allem auf das Einkommen angewiesen ist, zieht einen weniger interessanten, aber fair entlohnten Job jedem schlecht bezahlten Praktikum vor. In jedem Fall (Praktikum oder Job) lohnt offensiv-höfliches Verhandeln: Wenn du auf eine angemessene bzw. bessere Bezahlung bestehst und auf deine Qualifikationen hinweist, demonstrierst du Selbstbewusstsein und stellst den Wert deiner Arbeit heraus.
Andere Gründe können für ein Praktikum im Ausland sprechen. Hier stehen möglicherweise das Vertiefen von Sprachkenntnissen und der Kontakt zu einer anderen Kultur im Vordergrund. In jedem Fall deutet Auslandserfahrung auf Offenheit, soziale Kompetenz und Organisationsgeschick hin - Pluspunkte für spätere Bewerbungen.
Ganz wichtig: Was anfangs sinnvoll und viel versprechend schien, kann sich in der Bewertung nach den ersten Wochen als Desaster herausstellen. Besonders wenn die Praktikumsgeberin sich nicht an Vereinbarungen hält, du keinen Lerneffekt erkennst oder dich ausgenutzt fühlst, ist es Zeit, sich zu fragen: Ist dieses Praktikum sinnvoll? Sprich mit der Chefin über deine Erwartungen und Ansprüche und scheue dich nicht, notfalls die Konsequenzen zu ziehen - ein abgebrochenes Praktikum ist besser als Monate ergebnisloser Quälerei.
Wichtig für den Erfolg ist auch die Dauer des Praktikums. Je länger du in einem Betrieb mitläufst, desto höher ist die Gefahr, dass du fest in den Betriebsablauf integriert wirst und du nichts mehr dazulernst. Am Ende arbeitest du ganz regulär mit, ohne allerdings eine angemessene Bezahlung zu erhalten - und hast dafür vielleicht noch ein Semester sausen gelassen. Darum gilt – besonders bei freiwilligen und Vollzeitpraktika: Spätestens nach drei Monaten sollte Schluss sein, dann reicht auch die vorlesungsfreie Zeit für ein Praktikum.
Du hast als Praktikant*in einen gesetzlichen Anspruch darauf, die wesentlichen Vertragsbedingungen schriftlich niederzulegen. Und das unverzüglich nach Abschluss des Praktikumsvertrages, der auch mündlich getroffen werden kann. Diese Niederschrift der Vertragsbedingungen muss dein Praktikumsgeber spätestens vor Aufnahme der Praktikantentätigkeit aushändigen. Das ist nicht nur für dich besser, sondern auch für den Praktikumsgeber - schließlich kann er genauso später auf den Vertrag verweisen und sagen: Beschwerde unberechtigt, es war anders vereinbart.
Ein Praktikumsvertrag sollte mindestens enthalten:
Schön wären auch ein paar Worte dazu, wie man sich im Krankheitsfall zu verhalten hat und ob ein einfaches oder qualifi ziertes Praktikumszeugnis ausgestellt werden soll.
Ein Vertragsbeispiel findest du hier.
Auch als Praktikant*in musst du von irgendwas dein Essen und deine Miete zahlen. Zwar handelt es sich bei einem Praktikum in erster Linie um ein Lernverhältnis, trotzdem ist eine angemessene Vergütung angebracht - die kriegen schließlich auch Auszubildende in der Berufsausbildung. Und mal ehrlich: In den meisten Fällen arbeitet die PraktikantIn auch mit, nimmt den KollegInnen Arbeit ab - das kann auch bezahlt werden.
Leider gibt es bisher keine verbindlichen Regelungen für die Vergütung von Praktikant*innen und nur in wenigen Betrieben ist diese klar geregelt. Dennoch solltest du dir des Wertes deiner Arbeit bewusst sein und nicht als Bittsteller*in auftreten – ein paar Euro kann fast jede Arbeitgeber*in zahlen. Und die Summe gehört natürlich auch in den Praktikumsvertrag.
Wenn du wissen willst, ob die Vergütung angemessen ist oder wie viel du aushandeln solltest, frag vorher beim Betriebsrat/Personalrat des Unternehmens oder bei der zuständigen Gewerkschaft nach. Oder richte dich nach unserem Leitfaden für ein "Faires Praktikum". Außerdem kann dir das gewerkschaftliche Campus Office oder Hochschulinformationsbüro (HiB) an deiner Hochschule weiterhelfen.
Eine erste Orientierung: Während des Studiums sollten für ein Praktikum zirka 300 Euro pro Monat gezahlt werden. Bei einem Vollzeitpraktikum nach dem Studium sollte die Vergütung natürlich den Lebensunterhalt sichern. Eines ist klar: Wenn sich herausstellt, dass du im Praktikum nichts lernst, sondern wie die anderen regulär angestellten Mitarbeiter*innen in den Betriebsablauf eingebunden bist, dann bist du ein*e normale*r Arbeitnehmer*in. Du bist dann kein*e Praktikant*in, denn ein Praktikum besitzt Ausbildungscharakter.
Für die Frage, ob du Praktikantin oder normaler Arbeitnehmer bist, kommt es nicht darauf an, wie das Beschäftigungsverhältnis genannt wird. Maßgeblich ist allein die tatsächliche Art und Weise der Beschäftigung. Und entsprechend der Art und Weise der Beschäftigung solltest du auch bezahlt werden.
Wenn ein Praktikum einen regulären Arbeitsplatz ersetzt, kann der Tatbestand des "Lohnwuchers" vorliegen. Es besteht dann der Anspruch auf den üblichen Lohn, der bis zu drei Jahre rückwirkend eingeklagt werden kann.