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Dr. Azubi

Problem Marktleiterin

Hallo,

ich mache ein außerbetriebliches Praktikum (Ausbildung), mein drittes Jahr mache ich bei dem Träger, den Praktischen Teil mache ich bei einem Supermarkt. Das Problem ist, dass die neue stelltvertretende Marktleiterin relativ alt ist und kaum Erfahrung hat als Marktleiterin. Sie redet über mich schlecht, ich hatte 2 tage Blasenentzündung gehabt, bin trotzdem zur Arbeit erschienen, danach habe ich mich dann krank gemeldet. Sie sagte zu meine Kollegen, Sie hatte 2 Tage mit ihre Blasenentzündung kassiert und plötzlich kann sie nicht mehr kassieren, sie soll sich nicht anstellen, mit meinen Arbeitskollegen im Pausenraum die keine Funktion haben. Und die Kollegen sind zu mir gekommen und haben mir das erzählt. Gestern hat mein Ausbilder mich in den Trockensortiment reingetan bzw auf der Fläche, als der Chef gegangen ist hat sie mich direkt aus der Abteilung ausgeschmissen in die Tiefkühl, obwohl sie wusste, dass ich keine angemessene Arbeitskleidung hatte, sie ist für die Arbeitskleidung zuständig. Ich habe meiner Kollegin in der Tk Abteilung gesagt, ich habe leider keine Jacke und keine Tk handschuhe. Sie hat der Stelltv. Marktleiterin das erzählt. Daraufhin kam die Stelltv. Marktleiterin zu mir und hat zu mir gesagt ich wäre eine hinterhältige *****. Am nächsten morgen hat mein Ausbilder das gespräch aufgesucht, sie hat sich über mich beschwert, dass ich angeblich sie schlecht machen würde vor kollegen. Dadurch würde ich das Arbeitsklima schlecht machen. Der Ausbilder hat mich vorher mich 4 Wochen in Kasse eingeplant. damit mir die Tresorzählung beigebracht wird. Hat eigentlich stelltv. markleiterin den Auftrag erteilt da Sie vorher Kassenaufsicht war, das sie mir das sagen wie das geht. Aber das hat keiner gemacht. Und heute musste ich die AKL Abteilung putzen bzw die Leisten und die Regale. Ich verstehe nicht was ich da lernen soll.

RE: Problem Marktleiterin

Hallo lieber Azubi,

schön, dass Du dich an Dr. Azubi wendest.

Erst einmal vorweg: es ist nicht in Ordnung, dass du in deinem Betrieb so unter Druck gesetzt wirst und du dir Sorgen um die Reaktionen deines Chefs oder deiner Chefin machen musst, denn wenn du krank bist, bist du krank! Jede*r kann krank werden und es dürfen keine negativen Folgen daraus resultieren. Für die Dauer und den Zeitpunkt kannst du ja nichts. Blöde Kommentare darüber oder versuchte Druckausübung seitens deines Chefs oder deiner Chefin sind nicht in Ordnung, aber es ist natürlich schwierig das abzustellen. Letztendlich zahlt dein*e Chef*in selbst drauf, weil es nachgewiesenermaßen die Fehlzeiten erhöht, wenn kranke Mitarbeiter*innen nicht positiv begrüßt werden, wenn sie an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. 

Das ist eine schwierige Situation, in der du dich befindest. Es ist auf jeden Fall sehr wichtig, dass du dich gegen den psychischen Druck wehrst, denn dadurch verlierst du ja nicht nur alle Freude an deinem Traumjob, sondern Mobbing macht auf Dauer auch krank! Hier sind ein paar Tipps für dich: 

  • Es ist wichtig, dass du mit Menschen deines Vertrauens über deine Probleme am Ausbildungsplatz sprichst. Wenn du es nur runterschluckst, werden sich die Erfahrungen bald auf deine Seele oder deinen Körper auswirken, z. B. Schlafstörungen, Depressionen, Magen-Darmprobleme. 

  • Du solltest sofort anfangen, ein Tagebuch über die Vorkommnisse zu führen. Wer hat was, wann zu wem gesagt und wer war noch dabei? Oder wer hat wann was getan und wer war noch dabei? Schreib dir alles möglichst genau auf. Auf dieses Tagebuch kannst du dann später zurückgreifen, es kann sehr nützlich sein, wenn du dich wehren willst. 

  • Du solltest möglichst früh Stellung beziehen, wenn du mit dem Verhalten von Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzten dir gegenüber oder auch gegenüber anderen nicht einverstanden bist. Sage klar und deutlich, wenn du etwas nicht in Ordnung findest und benenne genau, was es ist! Denn so verschaffst Du Dir Respekt. 

  • Bitte die Person zu einem Gespräch. Überlege dir vor dem Gespräch einige Situationen und Beispiele, in denen das Verhalten der Person besonders verletzend und offensichtlich war. Beginne in dem Gespräch deine Sätze mit „Ich“. Sage also nicht: „Sie kritisieren mich ständig!“ sondern „Ich fühle mich ständig von Ihnen kritisiert und oft empfinde ich die Kritik als nicht gerechtfertigt!“. Versuche sachlich und selbstkritisch zu bleiben. Das Gespräch solltest du nicht alleine führen. Es ist sehr empfehlenswert, eine Person deines Vertrauens oder bestenfalls ein Betriebsratsmitglied mitzunehmen. Es ist auch empfehlenswert, das Gespräch zu protokollieren. 

  • Dein*e Ausbilder*in hat dir gegenüber eine Fürsorgepflicht; d.h. er*sie hat die Pflicht dich vor seelischer und körperlicher Gefährdung zu schützen. Er*sie muss deine Anliegen ernst nehmen und du kannst ihn*sie um Hilfe bitten. Diese Möglichkeit solltest du unbedingt auch in Anspruch nehmen. Falls dein*e Ausbilder*in dein Anliegen nicht ernst nimmt, kann das für dich auch einen Kündigungsgrund darstellen.  

  • Mobbing macht krank. Von daher ist es nicht verwunderlich, falls du unter psychosomatischen Problemen wie Schlafstörungen, Magen-/Darmprobleme, Herz-/Kreislaufprobleme oder unter psychischen Problemen wie Weinkrämpfe, depressive Verstimmungen, Angstsymptome leidest. Wenn die Belastung zu groß wird, solltest du eine*n Arzt*Ärztin aufsuchen und dich krankschreiben lassen. 

  • Falls dein Betrieb dich loshaben will und dir grundlose Abmahnungen erteilt oder dich kündigt, solltest du schnell reagieren und dich zur Wehr setzen. Hole dir hierbei auf jeden Fall Hilfe bei deiner zuständigen Gewerkschaft. Hier ist ein Kontakt für dich: 

Ver.di Geschäftstelle Hamburg

Besenbinderhof 60
20097 Hamburg

Tel.: 0408906150

Mail: service.nord-hh@verdi.de

Da kannst du einfach anrufen, nach einem*einer Jugendsekretär*in fragen und auch ruhig sagen, dass du von Dr. Azubi kommst... 

8. Wenn du deinen Ausbildungsplatzwechseln musst, weil du gemobbt wirst, hast du eventuell Anspruch auf Schadensersatz gegenüber deinem Betrieb. Hier solltest du dich auch unbedingt an deine zuständige Gewerkschaft wenden.  

9. Solltest du weitergehende Hilfe in Anspruch nehmen wollen, gibt es eine Übersicht für Mobbingberatungsstellen unter folgendem Link: http://www.work-watch.de/2012/10/hilfestellung-bei-mobbing/

Dies war ein Service deiner Gewerkschaft! 

 

Liebe Grüße 

Dr. Azubi 

P. S. Bitte empfiehl unseren Service weiter! 

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