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Dr. Azubi

Hilfe! Die Pflegausbildung macht uns kaputt!

Lieber Dr. Azubi,

ich spreche heute als Klassensprecherin für meine Pflegeklasse, da viele SchüllerInnen bereits auf mich zu gekommen sind und die Ausbildung abbrechen wollen. Ich hätte demnach ein paar Fragen an dich. Zunächst einmal möchte ich aber kurz mein Problem schildern:

Wir haben im September 22 an einem großen Klinikum die Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. Pflegefachmann begonnen und waren alle sehr motiviert und haben uns auf diesen Beruf gefreut. Wir befinden uns nun zum Ende der Probezeit und ich kann mit Sicherheit sagen, dass die Hälfte der Klasse aufhören möchte, weil sie mit den ausgebildeten Schwestern in den einzelnen Abteilungen nicht zu Recht kommen und mit dem Druck, der uns entgegengebracht wird. 

Es fing schon damit an, dass SchülerInnen, die etwas schüchterner sind, unterstellt wurde, dass sie keine Lust hätten zu arbeiten. Teilweise wird einem nur etwas erklärt, wenn man auch darum bittet, etwas erklärt zu bekommen, von alleine kommt da ziemlich wenig. Auf anderen Stationen müssen die Azubis darum betteln bei einer Schwester mitlaufen zu dürfen, von alleine werden manche schon gar nicht mehr eingeteilt bzw. man muss sich schon morgens den Platz erkämpfen, bei einer Schwester mitlaufen zu dürfen, die einen was erklären will. Von uns Azubis wird vorausgesetzt, dass wir nach 3 Monaten Einsatz schon Pflegeprobleme bennen und Medikamente alleine verabreichen. Teilweise wurden SchülerInnen zu Patienten alleine geschickt, die Atemstillstände erlitten haben. Andere berichteten mir, dass sie Sprüche an den Kopf geknallt bekommen haben wie:"Sie sollten sich doch noch mal überlegen, ob Sie hier richtig sind" oder "Mit Ihrer Art werden sie auf anderen Stationen nicht gut ankommen". Teilweise werden die SchülerInnen dazu genötigt nur alle Zimmer zu putzen, statt gemeinsam mit PraxisanleiterInnen die Pflege von Patienten zu lernen. Sie wurden auch schon alleine zum Waschen geschickt, ohne dass Sie überhaupt wissen wie das geht. Es sind einfach zu viele Dinge passiert, um jedes Detail aufführen zu können, demnach frage ich Dich heute, ob Du uns vielleicht weiter helfen kannst?

Dazu möchte ich noch folgendes anmerken: an unsere Hauptpraxisanleiterin können wir uns nicht wenden, da diese uns eher sagt, was wir an uns verbessern sollen und nicht was die Schwestern besser machen können. Das Gleiche gilt für die Berufsschule: unsere Klassenlehrerin erwartet von uns," dass wir mehr an unserer Selbstrefelexion arbeiten sollen und wir unseren Anspruch höher setzten sollen, schließlich sind wir jetzt fast 6 Monate in der Klink und so wir arbeiten, kann man das nicht lange als gut heißen."

An die JAV in unserer Klinik zu wenden trauen wir uns auch nicht, da die Emails über das Sekrätariat des Personalrates laufen und dort auch nur Menschen sitzen, die nicht von den Azubis gewählt wurden bzw. können sich nicht mal Azubis aus unseren Jahrgängen zur Wahl aufstellen lassen, dies sei wohl nicht möglich. 

Was können wir tun, um die Zustände in der Praxis zu verbessern?An wen können wir uns wenden, wenn wir das Gefühl haben alleine gelassen zu werden? Und macht es überhaupt Sinn, die Ausbildung weiter zu machen, wenn SchülerInnen jeden Tag zu Hause sitzen und weinen?

Wir alle haben diesen Beruf mit Liebe gewählt, um den Menschen zu helfen und für sie da zu sein. Jedoch zweifeln wir immer mehr daran, ob die Menschen, die in dem Beruf arbeiten überhaupt wollen, dass wir Menschen helfen. Denn so, wie mit uns umgegangen wird, ist das Hauptproblem, warum so viele abbrechen wollen. Es liegt nicht an den Arbeitszeiten, auch nicht an der Bezahlung sondern der Umgang mit SchülerInnen in der Klinik! Wir werden verheizt, bekommen keine Beachtung und werden behandelt, als wären wir nichts wert!

Bitte helfe uns!

Vielen lieben Dank

RE: Hilfe! Die Pflegausbildung macht uns kaputt!

Hallo lieber Azubi, 

schön, dass du dich an Dr. Azubi gewendet hast. Ich kann euch nur empehlen euch an die JAv zu wenden. 

Leider kann ich dir in diesem Fall nicht weiterhelfen, denn dieses Forum behandelt eigentlich Fragen, die sich auf Probleme innerhalb einer innerbetrieblichen Ausbildung beziehen. Ausbildungen im medizinisch-gesundheitlichen Bereich unterliegen anderen gesetzlichen Bestimmungen und sind in erster Linie auf Länderebene geregelt. Dafür sind wir leider keine Experten. Deshalb würde ich dir raten, dich direkt an deine Gewerkschaft in deiner Nähe zu wenden, wenn du dich ausführlich beraten lassen möchtest. Hier ist ein Kontakt für dich:

Verdi Sitz des Landesbezirks Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen
Karl-Liebknecht-Straße 30-32
04107 Leipzig

Tel.: 0341/52901-0
Fax: 0341/52901-500
E-Mail: service.sat@verdi.de

Da kannst du anrufen, nach einem_einer Jugendsekretär_in fragen und sagen, dass du von Dr. Azubi kommst. Als Gewerkschaftsmitglied hast du Anspruch auf kostenlose Rechtsberatung und kostenlosen Rechtsbeistand - daher solltest du dir überlegen, ob es nicht sinnvoll wäre, deiner Gewerkschaft beizutreten - wenn du nicht schon Mitglied bist. Du kannst jederzeit Mitglied deiner Gewerkschaft werden. Die Mitgliedschaft kostet in der Regel 1% vom Bruttolohn pro Monate.

Wenn du mehr über unsere Arbeit erfahren willst, dann folge diesem Link: https://jugend.dgb.de/dgb_jugend/ueber-uns/mitglied-werden

Dies war ein Service deiner Gewerkschaft!

                    

Liebe Grüße

Dr. Azubi               

P. S. Bitte empfiehl unseren Service weiter!

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