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Dr. Azubi

Psychisch Krank & Ausbildung

Hallo,


Ich habe ein Problem. Ich leide schon seit ich 16 Jahre alt bin an sehr starken Depressionen mit Suizid Gedanken, Borderline Persönlichkeitsstörung und paranoide Schizophrenie.

Ich habe die Ausbildung angefangen, weil es zuspät für mich war mich an einer Berufsschule anzumelden um mein Fachabi zu machen (was ich lieber gemacht hätte). Ich war davor in einer kinder und Jugendpsychiatrie aber musste vorzeitig wieder da raus, da meine Ausbildung dann anfing. Am Anfang war es noch gut aber mit der Zeit wurde es immer schlimmer. Ich habe sehr oft in der Schule gefehlt und dementsprechend auch viel Unterrichtsstoff verpasst und meine Schulnoten sind sehr schlecht weshalb ich das 3. Lehrjahr wiederholen muss. Ich war jetzt 14 Wochen in einer Borderline Klinik die mir sehr geholfen hat. Meine Wiedereingliederung ist jetzt zu Ende und ich fühle mich immer schlechter. Die Arbeit belastet mich sehr sowie meine Kollegen und mein Chef (einer von 5). Alle meine Freunde und Familie sagen mir ich soll das eine Jahr noch durchziehen aber ich kann nicht mehr (psychisch) und körperlich wird es bei mir auch immer schlimmer aber ich habe das Geld dringend nötig (aufgrund von meinem Problem verhalten habe ich hohe Schulden mir angeeignet). Ich bin sehr am verzweifeln. Ich fühle mich psychisch so schlecht, dass ich dass Gefühle habe wieder in einer Klinik zu müssen, weil die Arbeit mich sehr belastet. Ich weiß nicht was ich machen soll und wenn ich dir Ausbildung fertig mache werde ich sehr wahrscheinlich nicht übernommen.

Während der Ausbildung habe ich auch starke Ängste entwickelt und Phobien. Psychisch geht es mir immer schlechter und ich fühle mich überhaupt nicht in der Lage dir Ausbildung (auch wenn es "nur" ein Jahr ist) zu machen.

Mein Ziel war es eigentlich mein Abi/Fachabi zu machen und zu studieren.

RE: Psychisch Krank & Ausbildung

Liebe Kalinka,

vielen Dank für deine Anfrage im Forum und deine offenen Worte. Da ist ja einiges bei dir zusammengekommen und es ist gut, dass du den ersten Schritt gemacht hast und alles geschrieben hast.

Wenn die Symptome über einen längeren Zeitraum auftreten, solltest du die Warnsignale ernst nehmen und dir Hilfe von einem fachlich qualifizierten Arzt holen. Konzentriere dich erst einmal darauf, dass es dir bald wieder besser geht und mach dir keine Sorgen wegen deiner Ausbildung. Blöde Kommentare oder Druckausübungen von Seiten deines Betriebes sind nicht in Ordnung.

Eine "Ausbildungspause" oder Unterbrechung gibt es im wörtlichen Sinne zwar nicht, aber du kannst dich selbstverständlich krankschreiben lassen und so erst einmal aussetzen, denn wenn du krankgeschrieben bist, bist du krankgeschrieben. Daher hast du dich vollkommen korrekt verhalten, indem du dich erst einmal um deine Gesundheit kümmerst.

Wenn dein Arzt dich länger krankschreiben würde, damit du z. B.  eine Therapie oder so machen könntest, hast du zunächst einmal Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall (§3 Entgeltfortzahlungsgesetz). Erst wenn du länger als 6 Wochen krank bist, bekommst du Krankengeld von deiner Krankenkasse.

Worauf du dich zudem gefasst machen solltest, wenn du sehr lange krankgeschrieben bist, ist, dass dein Arbeitgeber den medizinischen Dienst der Krankenkasse einschalten kann. Der überprüft dann die Diagnose deines Arztes. Das ist aber keine Schikane oder Druckausübung, sondern ganz normale Routine.
Zudem unterliegt der Arzt der Krankenkasse natürlich auch der ärztlichen Schweigepflicht und darf deinem Arbeitgeber nur mitteilen, ob du arbeitsfähig bist oder nicht. Auch kann es sein, dass du deine Abschlussprüfung eventuell um ein halbes Jahr nach hinten schieben musst. Das ist dann der Fall, wenn du ca. 10-15% an Fehlzeiten hast.

Und mach dir keine Gedanken. Deinen Traum zu studieren kannst du immer noch nachgehen. Mit deinem Ausbildungsabschluss kannst du auf die Berufsoberschule gehen und dort dein Abi machen und dann immer noch studieren.

Solltest du erst einmal arbeiten und nicht übernommen werden, dann kannst du dir auch eine Arbeitsstelle suchen. Gerade in deinem Bereich wird viel gesucht.

Wenn du weitere Unterstützung oder Rückendeckung brauchst, kannst du dich auch jederzeit an deine örtliche Gewerkschaft wenden. Hier ist ein Kontakt für dich:


ver.di Ludwigshafen
Kaiser-Wilhelm-Straße 7
67059 Ludwigshafen

Tel.: 0621/59184-0
Fax: 0621/59184-20
E-Mail: bz.pfalz@verdi.de

Da kannst du anrufen, nach einem_rJugendsekretär_in fragen und sagen, dass du von Dr. Azubi kommst....Als Gewerkschaftsmitglied hast du Anspruch auf kostenlose Rechtsberatung und kostenlosen Rechtsbeistand - daher solltest du dir überlegen, ob es nicht sinnvoll wäre, deiner Gewerkschaft beizutreten - wenn du nicht schon Mitglied bist. Du kannst jederzeit Mitglied deiner Gewerkschaft werden. Die Mitgliedschaft kostet in der Regel 1% vom Bruttolohn pro Monate.

Wenn du mehr über unsere Arbeit erfahren willst, dann folge diesem Link: https://jugend.dgb.de/dgb_jugend/ueber-uns/wer-wir-sind

Dies war ein Service deiner Gewerkschaft!             

Liebe Grüße

Dr. Azubi          

Bitte empfiehl unseren Service weiter!

Hier kannst du Mitglied werden

https://jugend.dgb.de/dgb_jugend/ueber-uns/mitglied-werden

RE: Psychisch Krank & Ausbildung

Hallo, 

Ich hab ein großes Problem, meine Verlobte leidet zur Zeit  sehr stark an Depressionen/ Borderline und hat auch Gespräche bei einer Psychologien. Sie ist schon so weit das Sie sagt sie würde sich gerne auch Stationär behandeln lassen wollen aber Sie hat große Angst ihre Ausbildung da durch zu verlieren und nicht weiter dort setzen zu können , da man in dem Bereich nur 150std an fehl Stunden haben darf. Ihre Chefs sind auch nicht so die besten, da nur die Praxis interessiert und sie noch mehr Angst hat da durch auch gekündigt zu werden. Aber ich bin der Meinung das dass doch gar nicht so schnell geht da es nicht krank wegen eine Grippe ist sondern ganz was anderes ist. Leider bin ich im Internet noch so weit gekommen und hoffe ihr könnt mir helfen. Lg 

RE: Psychisch Krank & Ausbildung

Hallo A.m27!

Danke für deine Anfrage! Das tut mir leid, dass es deiner Verlobten gerade nicht gut geht. Es ist super, dass ihr euch professionelle Hilfe gesucht habt und überlegt, was ihr noch weiter unternehmen könnt. Die psychische Gesundheit deiner Verlobten sollte auf jeden Fall immer an erster Stelle stehen, denn nur dann kann sie sich auch um ihre Ausbildung kümmern. Ich finde es super, dass ihr das alles im Hinterkopf habt und schaut, alles gut hinzubekommen.

Ich kann mir vorstellen, dass es schwierig ist, im Internet eine passende Lösung zu finden. Es gibt einfach kein Patentrezept für ihre Situation.

Eine "Ausbildungspause" oder Unterbrechung gibt es im wörtlichen Sinne nicht, aber sie kann sich selbstverständlich krankschreiben lassen und so erst einmal aussetzen, denn wenn sie krankgeschrieben ist, ist sie krankgeschrieben.

Wenn ihr Arzt oder ihre Ärztin sie länger krankschreiben würde, damit sie z. B. eine Therapie oder so machen könnte, hat sie zunächst einmal Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall (§ 3 Entgeltfortzahlungsgesetz). Erst wenn sie länger als 6 Wochen krank ist, bekommt sie Krankengeld von ihrer Krankenkasse.

Worauf sie sich zudem gefasst machen sollte, wenn sie sehr lange krankgeschrieben ist, ist, dass ihr Arbeitgeber den medizinischen Dienst der Krankenkasse einschalten kann. Der überprüft dann die Diagnose des Arztes. Das ist aber keine Schikane oder Druckausübung, sondern ganz normale Routine. Zudem unterliegt der Arzt der Krankenkasse natürlich auch der ärztlichen Schweigepflicht und darf dem Arbeitgeber nur mitteilen, ob sie arbeitsfähig ist oder nicht.

Laut Berufsbildungsgesetz kann man seine Ausbildung bei längerer Krankheit Verlängern, allerdings gelten für deine Verlobte andere gesetzliche Grundlagen, weil sie eine medizinisch-gesundheitliche Ausbildung macht und diese Ausbildungen anderen gesetzlichen Bestimmungen unterliegen und in erster Linie auf Länderebene geregelt sind. Deswegen sind wir dafür leider kein Expert_innen und ich möchte euch raten, euch direkt bei der zuständigen Gewerkschaft vor Ort beraten zu lassen. Hier ist ein Kontakt für dich:

Ver.di Münster
Johann-Krane-Weg 16
48149 Münster
Tel.: 0251 93300-0
E-Mail: service-ost.nrw@verdi.de

Da kannst du anrufen, nach einem_einer Jugendsekretär_in fragen und sagen, dass du von Dr. Azubi kommst. Als Gewerkschaftsmitglied hast du Anspruch auf kostenlose Rechtsberatung und kostenlosen Rechtsbeistand - daher solltest du dir überlegen, ob es nicht sinnvoll wäre, deiner Gewerkschaft beizutreten - wenn du nicht schon Mitglied bist. Du kannst jederzeit Mitglied deiner Gewerkschaft werden. Die Mitgliedschaft kostet in der Regel 1% vom Bruttolohn pro Monat.

Wenn du mehr über unsere Arbeit erfahren willst, dann folge diesem Link: https://jugend.dgb.de/dgb_jugend/ueber-uns/mitglied-werden

Dies war ein Service deiner Gewerkschaft!

Ich hoffe, ihr findet eine gute Lösung und ich wünsche deiner Verlobten ganz viel Erfolg für die Ausbildung und dass sie sich bald besser fühlt.

Liebe Grüße

Dr. Azubi          

P. S. Bitte empfiehl unseren Service weiter!

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